Während in Deutschland über die Einführung von Studiengebühren diskutiert wird, hat Österreich dies bereits zum Wintersemester 2001/02 getan. Weil ähnliche Modelle wie in Österreich auch für Deutschland geplant werden, referierte auf Einladung der Juso-Hochschulgruppe Peter Friesenbichler, Bundessekretär der „Verbands sozialistischer StudentInnen Österreichs“ (VSStÖ) in Erlangen.
Die Folge der Einführung von Studiengebühren war ein Einbruch der Studierendenzahl um 20%; weitere 18% überlegen noch, ob sie ihr Studium aus finanziellen Gründen abbrechen müssen. Besonders häufig verließen DoktorandInnen, neben dem Studium Berufstätige und vor allem Studierende mit Kind die Universitäten. Der Anteil von Studierenden aus bildungsfernen Schichten ging um 3 Prozentpunkte auf jetzt nur noch 10 Prozent zurück.
Die soziale Abfederung griff dabei eindeutig nicht. Zwar erhalten die Studierenden, die Studienbeihilfe beziehen – die österreichische Variante des BAFöG – die Studiengebühren wieder erstattet. Die Zahl der BezieherInnen wurde aber nicht ausgeweitet. Dies hat dazu geführt, dass sich österreichische Studierende im Durchschnitt jeden Monat verschulden müssen. Außerdem ist – trotz der Exmatrikulationen – die Erwerbstätigkeit neben dem Studium deutlich angestiegen. Als Grund geben die Betroffenen an, dass sie das Geld für ihren Lebensunterhalt benötigten.
Dazu kommt eine erhebliche Verschiebung bei den Studienrichtungen: Inzwischen dominieren die wirtschaftswissenschaftlichen und technischen Fächer, Geisteswissenschaften werden deutlich seltener gewählt. Dies hat auch dazu geführt, dass an einigen Universitäten bzw. Fachbereichen, die jetzt gefragte Studiengänge anbieten, mittlerweile große Raumnot herrscht. Vorlesungen und Prüfungen müssen teils in Stadthallen oder Zelten stattfinden; Neubauten sind nicht möglich, weil den Hochschulen dafür kein Geld zugewiesen wird. Um der Raumnot Herr zu werden, sehen sich gefragte Studienrichtungen gezwungen, „Knock-out-Tests“ abzuhalten, also Prüfungen abzuhalten, bei denen nicht die Note, sondern der Rang der erzielten Punkte über das Bestehen entscheidet.
Die Ausstattung der Universitäten hat sich durch die Gebühren nicht verbessert. Schon vor der Einführung waren die Etats der Hochschulen um ca. 15 Prozent gekürzt worden. Zusätzlich wurden ihnen nun die Verwaltungskosten komplett übertragen, so dass den Universitäten für den eigentlichen Betrieb jetzt weniger Mittel zur Verfügung stehen als vor der Einführung von Studiengebühren – obwohl das Hochschulbudget pro forma nicht gekürzt wurde. Die Unzufriedenheit der Studierenden ist demgegenüber deutlich gestiegen. Die Mitspracherechte der Studierenden wurden im Zuge der Einführung von Studiengebühren faktisch abgeschafft.