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Heraus zum 1. Mai mit den Jusos!

Die Vorsitzende der Erlanger Jusos, Sophia Waldmann, betonte in Ihrer Rede zum Arbeiter:innenkampftag die Forderungen der Jusos. Besonderes Augenmerk wurde dieses Jahr auf die Arbeitszeitverkürzung gelegt, die sich auch im diesjährigen Slogan der Jusos „Du verdienst mehr Freizeit!“ wiederfindet. Im Folgenden findet sich der Wortlaut der Rede:

Liebe Genoss:innen,

mit Fachkräftemangel und einer großen Generation von Babyboomern, die jetzt demnächst (vollkommen gerechtfertigt) in Rente gehen, scheint es absurd, über eine Verkürzung der Arbeitszeit zu diskutieren. Die Gegenargumente von egal welcher Seite sind sofort da. Und es stimmt, dass man einen Mangel an Pflegepersonal erstmal nicht mit Produktivitätsgewinnen durch Digitalisierung wegargumentieren kann. Es gibt Jobs, da macht es weiterhin sehr wohl einen Unterschied, ob die Leute 30, 40 oder 50 Stunden im Schichtplan ausfüllen.

Sophia Waldmann redet bei der Vorabenddemo zum 1. Mai für die Jusos Erlangen.

Aber wenn ein Vollzeitjob im Schichtdienst auf Dauer einfach zu anstrengend ist, und die Leute deshalb (auf Kosten ihres Einkommens) auf Teilzeit gehen und zusätzlich noch woanders jobben, um über die Runden zu kommen. Dann bringt mir die beste 40- oder 50-Stunden-Woche nicht, wenn ich diese 40 bis 50 Stunden einfach auf Dauer nicht durchhalte.

Wir leben in einer Dienstleistungsgesellschaft, das heißt ganz viele von uns arbeiten nicht in der Produktion (erst recht nicht in der Landwirtschaft), sondern in dienstleistenden Berufen, an Schreibtischen, in Klassenzimmern, im Einzelhandel, in der Pflege oder sozialen Berufen, usw. – und zwar egal, ob wir studiert oder eine Ausbildung gemacht haben. In diesen Dienstleistungsberufen ist unsere Produktivität so viel mehr als die Summe der Stunden, die wir an einem Fließband stehen.

Ganz ehrlich, wenn meine Leistung auf der Arbeit durch irgendwas eingeschränkt wird, dann ist das sind das nicht 3 Stunden mehr oder weniger pro Woche. Sondern dann ist das zum Beispiel eine Befristung oder die Ungewissheit, ob man als Frau spätestens nach dem zweiten Kind erstmal für eine Weile ganz aus dem Job raus ist, weil es keine Kinderbetreuung gibt; oder es ist das manchmal überwältigende Gefühl, dass angesichts von Kriegen und Klimakrise eigentlich eh alles egal ist.

Wenn uns dann von Christian Lindner und seinen Freunden erzählt wird, wir bräuchten mehr Bock auf Überstunden, dann würde ich sagen, wir brauchen mehr Bock auf gute Arbeitsbedingungen, mehr Anerkennung, höhere Löhne und andere Arbeitszeitmodelle.

Die Jusos bei der Kundgebung zum 1. Mai.

Wir verdienen mehr! Mehr Zeit für Ausbildung und Studium ohne Nebenjob, für erfüllende Arbeit mit weniger Verwaltung und mehr Inhalt, Zeit Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Wir verdienen mehr Zeit, uns Care-Arbeit gerecht aufzuteilen, und auf unsere Gesundheit zu achten.

Wir verdienen mehr Investitionen in Klimaschutz und soziale Infrastruktur, mehr Umverteilung und mehr bezahlbaren Wohnraum.

Und vor allem verdienen wir mehr Zukunftsperspektive und Zuversicht, als wir sie gerade haben und uns in Talkshows zur wirtschaftlichen Lage vermittelt wird.

Anstatt in vorauseilendem Gehorsam unsere eigenen Ziele und Wünsche kleinzureden, sollten wir uns beides einfach nehmen: die Zeit und die Zukunft!

Deshalb danke, dass ihr heute hier seid, und dass ihr jeden Tag aktiv seid, in der Partei, in der Jugendarbeit, in Bewegungen auf der Straße und in anderen Bewegungen. Lasst euch nicht einreden, dass das eh nichts bringt. So vieles, was wir haben, haben wir nur, weil Leute vor uns dafür gekämpft haben, und damit müssen wir weitermachen.

Freund:innenschaft!