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Jusos Erlangen: Texte von Frei.Wild sind weder unpolitisch noch harmlos – Kommentar zur Stellungnahme des JU-Vorsitzenden

Dazu erklärt der Vorsitzende der Jusos Erlangen-Stadt, Munib Agha:

Ich bin der Meinung, dass jeder Privat  all das hören und auf Facebook liken kann, was er möchte. Wenn aber Johannes Oberndorfer im Namen der JU im Gespräch mit den Erlanger Nachrichten behauptet, die Texte von Frei.Wild seien harmlos, dann ist das schlichtwegs unzutreffend  und bedarf einer Richtigstellung. Auch wenn die Onkelz nach dem Ausstieg aus der Nazi-Szene rechtslastige politische Äußerungen vermieden haben, so ist dies bei Frei.Wild nicht der Fall. Diese stellen sich in ihren Texten gerne als „aufrechte Deutsche“ dar, die von den „Gutmenschen“ geknechtet werden. So behaupten sie  im Lied „Wir reiten in den Untergang“, dass man Frei.Wild und ihre Fans genau so verfolgen  würde, wie in der Nazizeit die Juden:

„Keine Gnade und im Zweifel nicht für dich

Heut gibt es Stempel, keinen Stern mehr

Und schon wieder lernten sie es nicht“

Hierbei handelt es sich um eine krasse Verharmlosung der Juden-Verfolgung in der Nazizeit, die der Jungen Union als politisch bildender Jugendorganisation eigentlich klar sein müsste.  Auch im Lied  „Land der Vollidioten“ „Nur dumme sagen Ja und Amen“ ist an vielen Stellen die rechtsradikale Rhetorik zu erkennen:

„Die Meinungsfreiheit war dahin

Jeder verstellt seine Worte

Und Tabus blieben Tabus

Gewisse Themen waren Verboten

im Land der Vollidioten“

Es wird behauptet, dass es keine Meinungsfreiheit gebe und über gewisse Themen in Deutschland nicht geredet werden dürfe, so wie es gerne auch von rechtsextremen Zeitungen wie die Deutsche Stimme oder die National-Zeitung getan wird. Das sind bei Weitem nicht die einzigen problematischen Texte, die anderswo schon zur Genüge analysiert wurden. Insgesamt wird in den Texten von Frei.Wild ein völkischer Nationalismus propagiert, der nicht von moderner Staatsbürgerschaft, sondern von einer rassistischen Abstammungslehre geprägt ist.

Auch von seiner Nazi-Vergangenheit hat sich Sänger Philipp Burger nie wirklich distanziert. So behauptet er gegenüber den Ruhrnachrichten, seine Ex-Nazi-Band „Kaiserjäger“, sei lediglich eine Band von drei Jugendlichen gewesen, die bloß Akkorde geübt hätten.  Auch war Burger lange Zeit Mitglied der Süd-Tiroler Schwesterpartei der österreichischen FPÖ, die traditionell gerne gegen Migrant/innen, Homosexuelle und Andersdenkende hetzt.

Aufgrund dieser Tatsachen ist es einfach falsch zu behaupten, Frei.Wild’s Lieder seien unpolitisch. Die Distanzierung Frei.Wilds zu rechtsradikaler Ideologie bleibt lediglich ein Lippenbekenntnis, wenn in ihren Texten ebensolche Versatzstücke Verwendung finden. Die Äußerungen des Erlanger JU-Vorsitzenden verharmlosen deswegen Kernelemente rechtsradikaler Ideologie. Jeden politischen Anstand ließ die JU auch am 27. Januar 2012 vermissen, als sie, ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag, im Rahmen einer Demo gegen eine Veranstaltung mit Gesine Lötzsch, der Linken „Terrorismus“ vorwarf. Siehe hier und hier.

Wenn der CSU-Nachwuchs glaubhaft für ein weltoffenes und tolerantes  Bayern einstehen will, erscheint es dringend geboten, sich vorher selbstkritisch mit den eigenen Einstellungen auseinanderzusetzen.